90% Impfquote? Kein Problem für Che Guevara.

Wieviele Deutsche haben schon einmal eine Tetanus-Impfung bekommen? Es sind sage und schreibe 96%!

Ist das nicht verrückt? Wieso habe ich nie erbitterte Bundestagsdebatten über ihr Auffrischungsintervall gehört, und nie Zeitgenossen kennengelernt, die Bakterien für eine Erfindung der Illuminaten halten? Überhaupt: wie hat man diese astronomische Quote ganz ohne Pflicht erreicht?

Ich denke, es liegt daran, dass die vermeintlichen Impfgegner eben in Wirklichkeit keine Impfgegner sind. Zumindest hat sich die deutliche Mehrheit von ihnen schon einmal gegen Tetanus impfen lassen. Hört man den Menschen genau zu, ist das meistens auch genau der Punkt. Sie haben nur spezifische Bedenken gegen RNA-Impfstoffe.

Das bedeutet auch, dass das Impfproblem gelöst ist, sobald es einen wirklich klassischen Impfstoff gibt. Eine der größten Überraschungen des letzten Jahres war für mich, dass es gelungen ist, so etwas zu entwickeln: die kubanischen Produkte Soberana und Abdala. Im November wurden deren Zulassungsstudien online gestellt, die folgende spektakuläre Ansage machen:

  • 90% Wirksamkeit gegen symptomatische Infektion – ähnlich gut wie Biontech et al.
  • 40x (ja, vierzig mal!) weniger systemische Nebenwirkungen als RNA+Vektor-Impfstoffe (2% vs. ~80%), damit hoffentlich auch weniger der seltenen schlimmen Nebenwirkungen.

Soll man bei einem Leben-oder-Tod-Produkt wirklich einem kubanischen Preprint glauben? Das ist eine absolut berechtigte Frage. Es gibt aber einige ziemlich belastbare Hinweise, dass das tatsächlich stimmen könnte

  • Kuba hat (Delta)-COVID eliminiert. Das Aussterben der Krankheit fällt mit der Impfkampagne zusammen. Der Rückgang der Zahlen wirkt wunderschön exponentiell und geht fast auf Null, ganz so wie ich es für eine plötzlich einsetzende großflächige Immunität erwarten würde, nicht aber für langsam erlöschende Infektionscluster.
  • Eine der Impfungen (Soberana 02) ist tatsächlich eine umgebaute Tetanus-Impfung, bei der man einen Teil des Corona-Spike-Proteins an ein Tetanus-Protein gebastelt hat. Als Wirkverstärker werden in beiden Impfstoffen, ebenfalls ganz genau wie bei Tetanus, nur Aluminiumverbindungen eingesetzt. Dass die Produkte dann auch ähnlich verträglich sind wie eine Tetanus-Impfung, scheint mir zumindest nicht abwegig.

Für mich ist die Sache klar. Auch wenn die Daten noch dünn sind und es keine volle Sicherheit gibt, würde ich lieber gestern als heute einen dieser Impfstoffe bekommen. Am liebsten gleich eine auf Delta+Omikron angepasste Version.

Ich glaube nicht, dass in absehbarer Zeit noch eine harmlosere Impfung kommt. Gegen irgendein Virus-Antigen muss man impfen, das verwendete (nur die Rezeptorbindungsdomäne) klingt für mich nach einer gleichzeitig minimalen und wirksamen Wahl. Der Wirkverstärker ist der am besten erprobte der Welt. Ich sehe nicht, wie es besser gehen sollte, außer mit Nasensprayimpfungen, die aber aktuell Vaporware sind.

Wir sollten einen dieser Impfstoffe kaufen oder nachbauen. Jetzt, sofort, und trotz der verbleibenden Unsicherheit. Es wäre zwar ärgerlich, noch einmal Geld auszugeben, doch wäre es die geretteten Leben, den Ausweg aus Covid, und vor allem den sozialen Frieden aus meiner Sicht mehr als wert.

Warum nicht Novavax und Valneva?

Wer sich, wie Markus Söder und der Ethikrat, denselben Durchbruch von den kommenden Proteinimpfstoffen Novavax und Valneva erhofft, wird sich meiner Meinung nach täuschen. Ich bin mit beiden Produkten noch skeptischer als mit einer weiteren RNA-Dosis, und bin sicher nicht alleine:

  • Beide verwenden neue Wirkverstärker. Matrix-M (Novavax) wurde noch nie großflächig erprobt, CpG1018 (Valneva) nur in einer exotischen Hepatitis-Impfung, die in der EU erst letztes Jahr zugelassen wurde.
  • Die systemischen Nebenwirkungen sind ähnlich heftig wie bei den RNA-Impfstoffen. Valneva hat in der Zulassungsstudie als Placebo AstraZeneca eingesetzt. Warum wohl?
  • In der Novavax-Zulassungsstudie zeigte sich ein hohes (~1:5.000) Risiko für Hirnschlag und Prostata-Krebs. Dass letzteres etwas mit der Impfung zu tun hat, ist zwar unplausibel, und beides kann noch Zufall sein. Trotzdem hat selbst die EMA über den Hirnschlag vorsichtige Bedenken geäußert.
  • Die Phase-3-Studie von Valneva hatte nur 4000 Proband:innen, seltene Risiken sind praktisch nicht abzuschätzen.
  • Warum ein Proteinimpfstoff automatisch vertrauenswürdiger sein sollte, habe ich noch nie verstanden. Es geht eben nicht um “tot vs RNA”, sondern um “erprobt vs experimentell”. Das spricht für RNA, und erst recht für Kuba.

Es ist schon tragisch. Jugendliche ruinieren sich ihr Herz mit Myokarditis, Ungeimpfte sterben an Corona, und Regierung und Opposition bringen das Land mit der Impfpflicht an den Rand eines Bürgerkriegs. Und womöglich gibt es längst einen Ausweg, der alle drei Probleme gleichzeitig löst. Wir sollten zumindest ernsthaft darüber diskutieren. Hier ist eine Petition dazu. Hasta la victoria siempre!

Fun fact zum Schluss: die umstrittene Selfmade-Impfung von Winfried Stöcker aus Lübeck ist tatsächlich genau der kubanische Impfstoff Abdala. Es sieht stark danach aus, als hätte er wirklich die richtige Idee gehabt, und schon im Frühjahr 2020 einen wirksamen Impfstoff produziert (kleine, aber wichtige Einschränkung: zu Abdala gibt es noch keine Phase-3-Studie). Leider hat ihm niemand geglaubt, was aber freilich auch daran lag, dass er keine systematischen Studien gestartet hat. Auch dafür kann man eine Petition unterschreiben.